Inseldiktator Episode 4: Die Tücken des Baualltags

Der Mann hier, der mit der Tätowierung und dem Bierbauch, das ist der Karl. Der Karl der ist Klempner und baut hier gerade in Hannes seinen Palast eine Wassertoilette ein. Also eigentlich ist der Karl ja Soldat in der Armee vom Hannes, aber weil er früher mal in einem Klärwerk gearbeitet hat, ist er jetzt Klempner und baut Toiletten. So ganz fertig ist die Toilette noch nicht, richtig funktionieren tut sie auch noch nicht. Aber das ist ja auch die erste Toilette, die der Karl baut.

Aber wir wollen auch mal schauen, wie so der Rest des Palastes aussieht, also schauen wir mal, was die zwei Eingeborenen hier mit dem Lehm machen. Richtig, die bauen eine Mauer. Aber so gerade, wie man das von unseren Häusern kennt, ist die nicht. Die sieht eher aus, als hätte der Wind oben ziemlich stark dagegen geblasen. Ausserdem macht die Wand einen Bogen, die Eingeborenen bauen anscheinend ein rundes Haus. Hatte Hannes ihnen nicht gesagt, das er ein eckiges Haus haben will? Oder haben die Eingeborenen ihn einfach nicht verstanden, weil sie sich nicht vorstellen können, das auch ein eckiges Haus stehenbleiben kann? Anscheinend haben auch die Soldaten, die Hannes zu Aufpassern gemacht hat, nicht so viel Ahnung vom Hausbau, jedenfalls sitzen sie nur faul unter einer Palme im Schatten und schauen zu, ohne allzu sehr auf das Geschehen auf der Baustelle zu achten. So bemerken sie auch nicht, das die Arbeiten sehr langsam voran gehen, und jeden Tag andere Leute herumlaufen, je nachdem, wer gerade Lust hat bzw. vom Häuptling bestimmt wurde.

Aber da kommt ja auch schon der Hannes: Er hat wie immer seine Krone auf dem Kopf und seinen beiden Leibwächter dabei. Natürlich springen die Aufpasser sofort auf und laufen ihm entgegen um ihm Bericht zu erstatten. Aber viel gibt es nicht zu berichten, erstens wissen die Aufpasser selber nicht, was gerade geschieht, ausserdem haben die etwa 10 Eingeborenen bisher noch nicht viel zustande gebracht, gerade mal der Boden und eine Wand für eine Hütte, wie sie die Eingeborenen auch in ihrem Dorf haben sind fertig, also bisher viel weniger, als der Hannes haben will. Da die Arbeiter ihn auch nicht verstehen können, da sie seine Sprache nicht sprechen, und er auch nicht ihre, beschließt er morgen mit dem Häuptling und dem Dolmetscher wiederzukommen.

Eigentlich hat der Hannes für heute genug gearbeitet, aber da warten im Dorf noch ein paar Soldaten auf ihn, weil sie einen Streit haben, und er als König und Befehlshaber muss den jetzt schlichten. Einer der Soldaten hat angefangen, seine Hütte auf einem Stück Land zu bauen, das ein anderer sich eigentlich ausgesucht hatte. Hannes schaut sich die Anfänge der Hütte an, und stellt fest, das der Soldat ein wenig mehr Ahnung hat, als die Arbeiter auf Hannes' Baustelle, also befiehlt er ihm ab morgen mit am Palast zu bauen. Damit hat er zwar kein Urteil gefällt, aber da der erste Soldat ja ab morgen am Palast mitbauen muss, kann der andere Soldat die Anfänge der Hütte jetzt für seine Hütte verwenden.

Endlich kann Hannes zu den angenehmeren Aufgaben des Königseins übergehen, der Häuptling der Eingeborenen hat ihn nämlich zum Essen eingeladen. Da er auch mitbekommen hat, wie Hannes den Streit beendet hat, versucht er ihm zu erklären, wie Gerechtigkeit und faire Entscheidungen bei den Eingeborenen funktionieren. Aber so richtig kann der Hannes nicht zuhören, er sieht nämlich im Hintergrund der Hütte immer mal wieder die Tochter des Häuptlings auftauchen und irgendwie muss er immerzu an sie denken...

Geschrieben von Arnold Krille